patagonia
el Fin del Mundo
Mein Senf dazu
Landschaftliches Highlight am Ende der Welt | Beste Reisezeit: November - März | Wenn es windet, WINDET es | Kulinarisch für mich als "mehr-oder-weniger Vegi" einfacher als erwartet aber oft ziemlich fad | Ein Teller Spaghetti in Argentinien war so teuer, wie in der Schweiz | WC Skala 3/5 | Tankstellen sind deine besten Freunde | Austral hat nichts mit Australien zu tun
Nicht verpassen
El Chaltén | Zu Fuss die wilde Landschaft des Torres del Paine Nationalparks erkunden | Durch einen der schönsten Wälder zum Huemul Gletscher wandern | Sich auf den Holzstegen beim Perito Moreno Gletscher kneifen lassen, um sicher zu sein, dass man nicht träumt | Einen Tag als Shopping Queen im Barrio Italia in Santiago verbringen

2 Wochen
November 2024
Route und Anzahl Nächte
Punta Arenas | 1
Puerto Natales | 1
Torres del Paine | 2
Cerro Castillo | 1
El Chaltén | 3
El Calafate | 2
Puerto Natales | 1
Punta Arenas | 2
Santiago de Chile | 1
Anreise
Ab Zürich gibt es verschiedene Möglichkeiten, in den Süden Patagoniens zu fliegen. Am liebsten wäre ich über Buenos Aires nach El Calafate gereist, um von dort unseren Roadtrip zu starten. Leider waren die Mietwagenpreise so hoch, dass sich das nicht gelohnt hätte. Wir entschieden uns für die Variante mit Swiss Airlines nach São Paulo und weiter nach Santiago mit Latam.
Eigentlich wären wir die erste Nacht in Santiago geblieben, EIGENTLICH... Wir reisten in Chile ein, bestellten ein Uber und fuhren ins Hotel in der Nähe des Flughafens. Der Flug am nächsten Morgen wäre um 6 Uhr gewesen, wir wollten eine Pause am Pool einlegen, ein paar Stunden schlafen und dann die Weiterreise nach Punta Arenas in Angriff nehmen. Latam hat unserer gemütlichen "Poolparty" allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Kurz vor 18 Uhr bekam ich ein E-mail mit der Information, dass unser Flug abgesagt wurde. Äääähm, WIE BITTE? Unser ganzes Programm war davon abhängig - ob wir für den nächsten Tag einen anderen Flug kriegen würden war unklar und wir wollten nichts riskieren. Fünfzehn Minuten später sassen wir wieder im Uber zurück zum Flughafen, denn am selben Abend um 20 Uhr ging noch ein Flieger. Eines muss man Latam lassen, in ihrer App eine Umbuchung zu tätigen, hat einwandfrei geklappt und war sogar gratis. Das Hotel in Santiago konnten wir nicht stornieren, aber für solche Fälle haben wir zum Glück eine Reiseversicherung. Unterwegs buchten wir noch kurz eine neue Unterkunft und ehe wir uns versahen, waren wir unterwegs in den Süden.
Punta Arenas
Im Flugzeug hatte es gefühlt 5 Grad, ich hatte drei Schichten an inkl. Daunenjacke und fühlte mich trotzdem wie ein Fischstäbchen. Dass wir von der ohnehin sehr langen Reise müde waren, half sicher auch nicht. Als wir ankamen, wurden wir von Wind und Regen empfangen und ein klitzekleines Stimmchen in mir rief "ICH WILL SOFORT WIEDER NACH HAUSE"!! Uber Nummer drei brachte uns schliesslich zum Hostal, immerhin konnten wir uns während der Fahrt etwas aufwärmen. Wir wurden von einem Studenten herzlich empfangen, bezogen unser Zimmer und schliefen nach einer heissen Dusche ziemlich schnell ein. Leider hielt die Wärme nicht lange an, ich wachte mitten in der Nacht auf und trotz Bettflasche und Socken fror ich wieder. Auf der Suche nach einer zusätzlichen Decke schlich ich zur Rezeption, wo ein kleines Licht an war und ich den lieben Studenten schlafend auf einem Sofa vorfand. Er sprang auf und schrie... Ich bin mir nicht sicher, was ihn mehr erschreckt hat – meine Frisur oder die Tatsache, dass ich in Leggings, einem T-Shirt (darauf zu sehen ein Puma mit Sonnenbrille) und Socken da stand und ziemlich dämlich in die Wäsche schaute... uppsi... Kurz darauf hatte ich mich entschuldigt, wir lachten darüber und ich war mit meinem Puma und einer Decke auf dem Weg zurück ins Bett.
Am nächsten Morgen fühlten wir uns erstaunlich gut und ausgeschlafen. Nach einem kleinen Frühstück machten wir einen Spaziergang Richtung Meer, es war immer noch kalt und regnerisch und wir versuchten, uns mit dem Gedanken abzufinden, dass das Wetter die nächsten zwei Wochen so bleiben könnte. Wir holten unseren Mietwagen ab, es dauerte zwar einen Moment, hat aber alles prima geklappt. Ein sehr lieber und geduldiger Mitarbeiter von Europcar Chile hatte mir zuvor per E-mail alles erklärt und versichert, dass es kein Problem sein würde, über die Grenze nach Argentinien zu fahren. Dafür braucht es ein Permiso Argentina - unbedingt früh genug anmelden und mit der Autovermietung den Prozess und die Kosten klären.
Puerto Natales
Endlich ging unser Roadtrip los und zu unserer Freude schien auch das Wetter besser zu werden. Unser erstes Ziel war Puerto Natales, wo wir eine Verwandte unserer Freunde trafen, die vor vielen Jahren nach Chile ausgewandert ist. Sie lud uns zu sich zum MIttagessen ein, wir besichtigten ihr Haus und danach zeigte sie uns bei einem Spaziergang die schöne Umgebung. Die Lage des Städtchens ist toll, es ist umgeben vom Meer und von Bergen, es gibt tolle, kleine Shops und viele schöne Restaurants, die zum Verweilen einladen. Uns hat es auf Anhieb sehr gefallen und langsam kamen wir am Ende der Welt richtig an.
Torres del Paine
Die Aussicht aus unserem Bett direkt auf das Meer war fast kitschig, wie ein Gemälde, das man ewig anstarren könnte. Auch unser Ziel, den Torres del Paine Nationalpark, hatte ich schon oft auf Bildern bestaunt, die zerklüfteten Berge faszinierten mich und ich dachte immer wieder "da will ich irgendwann hin". Als die Hörer (Los Cuernos) langsam am Horizont auftauchten, konnte ich es gar nicht fassen, die sind echt der Hammer! Jaja, wir haben in der Schweiz auch viele Berge, wunderschöne sogar, aber eben nicht genau diese... Meine Euophorie für Berge wird nie enden, für manche Leute sehen sie alle gleich aus - kann man denken, muss man aber nicht 😉
Schon auf der Fahrt am Vortag wurde uns klar, dass die Landschaft in Patagonien etwas ganz Besonderes ist. Die wilde Schönheit der Natur ist einfach unbeschreiblich, ich hing an der Scheibe und konnte es kaum erwarten, zu Fuss und mit meiner Kamera unterwegs zu sein. Wir fuhren zum Camping am Lago Pehoé und wanderten von dort zum Mirador Condór. Auf Apps wie Alltrails oder Outdooractive findet man diverse Routen "Condor Lookout" - man kann die beiden Wege zum Aussichtspunkt verbinden und eine Rundtour daraus machen. Wir kehrten in der Hostería Pehoé ein und gingen der Strasse entlang zurück - die Einkehr empfehlen wir allerdings nicht - wenn man nicht dort übernachtet, bekommt man keinen Alkohol und die Preise für Softdrinks sind völlig überrissen. Im Camping-Beizli gab es Bier und Wein und einen Caracara aus nächster Nähe (der hat zwar eine Frisur wie Donald Trump, abgesehen davon ist es aber ein echt cooler Greifvogel). Unser erster Tag im Nationalpark war ein voller Erfolg! Zumindest bis dahin. Als wir im Hotel ankamen, mussten wir nämlich feststellen, dass die Heizung nicht funktionierte und wieder einmal frieren angesagt war!
Die Preise der Unterkünfte im Nationalpark sind teilweise horrend, es gibt nur wenige Hotels, die erschwingliche Zimmer anbieten - es empfiehlt sich sehr, früh zu buchen! Als Alternative kann man in Puerto Natales übernachten und nur einen Tagesausflug in den Park machen, wir fänden das aber schade, weil es viel zu sehen gibt und die Anreisezeit über eine Stunde dauert. Tickets für chilenische Nationalparks kann man übrigens auch online kaufen.
Am zweiten Tag machten wir uns früh auf den Weg zum Hotel Lago Grey. Wir hofften, dass es für die erste Fahrt zum Grey Gletschter noch freie Plätze geben würde und hatten dank ein paar Absagen Glück! Diesen Ausflug sollte man vor allem in der Hochsaison unbedingt bei Fiordos del Sur vorbuchen. Vom Parkplatz ging es über eine Brücke, durch ein kleines Waldstück und dann dem unteren Seeende entlang zum Boot. Der Wind bläst einem dort wirklich fast weg, so etwas hatten wir noch nie erlebt! Auch während der Fahrt hat es sehr stark gewindet, dadurch fühlte es sich viel kälter an, als es tatsächlich war. Trotzdem verbrachten wir viel Zeit draussen, vor allem, als wir uns dem Gletschter näherten. Obwohl wir in der Schweiz auch viele Gletscher haben, kommt man ihnen selten so nah und die Perspektive vom Boot ist ein ganz anderer Blickwinkel, es war sehr schön und eindrücklich!
Als nächstes stand ein Fotostopp beim Hotel Explora auf meinem Plan. Ich hatte auf dem Cover des Lonely Planet Reiseführers diesen Holzsteg gesehen und wollte unbedingt ein Foto davon schiessen. Die Cuernos waren meistens etwas bedeckt aber wir dürfen nicht jammern, für patagonische Verhältnisse hat das Wetter gut mitgespielt! Am Nachmittag wanderten wir zum Salto Grande und weiter zum Mirador Cuernos, die Landschaft mit den vielen blühenden Feuerbüschen war traumhaft. Das Essen bei uns im Hotel hatte am Vorabend nur so halbwegs Spass gemacht, deshalb entschieden wir uns nach der Wanderung, dem kleinen Restaurant beim Camping eine Chance zu geben. Eine sehr gute Wahl - das Personal war total gut drauf, das Essen top und der Wein hat mit Aussicht auf den See und die Berge gleich noch besser geschmeckt 😁
Am dritten Tag reisten wir bereits weiter, wir wollten mit ein paar Zwischenstopps den Norden des Parks erkunden. Das Wetter war durchzogen, es regnete immer wieder leicht und so hielt sich unsere Begeisterung für eine Wanderung in Grenzen. Via Mirador Nordenskjöld fuhren wir weiter zum Cascada Rio Paine und schliesslich zur Laguna Azul. In dieser Region des Parks ist die Population der Guanacos besonders gross und es gäbe relativ gute Chancen, einen Puma zu sehen. Unser einziges "Büsi" blieb allerdings mein T-Shirt-Kumpel mit Sonnenbrille 🤭 ... Im Norden des Nationalparks gibt es nicht viele Übernachtungsmöglichkeiten, wir hatten eine Unterkunft in Cerro Castillo gebucht, um auch am dritten Tag genug Zeit im Park verbringen zu können und danach nicht mehr weit fahren zu müssen.
Cerro Castillo
Vor Jahren hat mal ein Davoser zu mir gesagt, Serneus sei die Hauptstadt aller Käffer - offensichtlich kennt er Cerro Castillo nicht... Ausser ein paar Häusern, einem skurilen Souvenirshop mit Imbiss und einer Rodeo-Arena gibt es dort NICHTS. Wir kamen mitten am Nachmittag an, machten einen Spaziergang und verbrachten die Zeit bis zum Abendessen mit Lesen am Kamin. Am nächsten Tag hatten wir die längste Fahrt der Reise vor uns, im Nachhinein wäre eine Übernachtung in Esperanza vielleicht die bessere Option gewesen. Andererseits wären wir bei gutem Wetter sicher später aus dem Park gekommen, unsere Gastgeber waren super nett, das Zimmer sauber und das Essen sehr lecker, somit hat alles prima gepasst.
El Chaltén
Der Grenzübergang nach Argentinien verlief problemlos und ging auch sehr schnell. Das Permiso Argentina (sozusagen ein Pass für den Mietwagen) muss bei jeder Ein- und Ausreise gestempelt werden. Auch das stellte kein Hindernis dar und wir waren schon bald wieder "on the road". Am Vorabend wurde uns erklärt, dass es die Tankstelle in Tapi Aike nicht mehr gibt - zum Glück hatten wir noch genug Benzin, um nach Esperanza durchzufahren. ACHTUNG! Google Maps schlägt vor, bei der Estancia Tapi Aike links abzubiegen und die Schotterpiste zu nehmen - davon haben uns alle abgeraten, da sie in einem extrem schlechten Zustand sei.
Nach der Grenze wurde es bald wieder sehr einsam auf der Strasse, es war fast niemand unterwegs. Wir sahen einen Graufuchs, einige Kondore und leider auch sehr viele tote Guanacos, die wahrscheinlich beim Versuch, über die Zäune zu springen, hängenblieben und verendeten. Die Fahrt dauerte zwar einige Stunden, doch die Landschaft war so beeindruckend, dass keine Langeweile aufkam. Zuerst tauchte in der Ferne der Lago Argentino auf, später der Lago Viedma und dank dem guten Wetter hatten wir schon früh Sicht auf Fitzroy, der majestätisch wie ein Riese über allen anderen Gipfeln thront. Fitzroy, wow, was für ein Berg, ich hatte ja keine Ahnung. Überhaupt war El Chaltén nie auf meinem Reiseradar, bevor ich mich mit der Planung dieses Roadtrips beschäftigte. Es dauerte auch eine Weile, bis ich bemerkte, dass die Bilder der Laguna de los Tres (El Chaltén) und Mirador las Torres (Torres del Paine) nicht der selbe Ort sind 🤭. Diese Wanderungen mussten wir wegen Knieproblemem ohnehin beide auslassen - zu weit und für den Abstieg zu viele Höhenmeter. Zuerst fand ich das schade, aber El Chaltén hat noch ganz viele andere Trails zu bieten und ist ein richtiges Wanderparadies! Fitzroy findet ihr übrigens auch im Logo der Marke Patagonia und weil er mir so sehr gefällt, habe ich ihn zum Titelbild meiner Homepage gemacht.
Als wir in El Chaltén ankamen, hielten wir als erstes beim Besucherzentrum des Los Glaciares Nationalparks an. Der Park Ranger sagte, solches Wetter wie an diesem Tag, würde es nur alle drei Monate geben und wir müssten unbedingt zum Mirador Cerro Torre wandern. Weil es so weit im Süden ist, wird es in Patagonien im Frühling und Sommer erst spät dunkel, wir hatten also genug Zeit. Wir fuhren zum Hotel, um einzuchecken und unser Gepäck abzuladen und eine halbe später gingen wir los. Es war eine sehr schöne Wanderung mit tollen Ausblicken auf El Chaltén, einem Flusstal mit kleinen Wasserfällen und natürlich auf die Berge. Cerro Torre war schliesslich doch ziemlich in Wolken eingehüllt, bis wir oben waren, aber es hat sich trotzdem sehr gelohnt. Während dem Abstieg sahen wir zwei Smaragdsittiche, sie sind mit ihrer grünen Färbung sehr gut getarnt - immer schön die Augen offen halten!
Am zweiten Tag war das Wetter fast noch besser, die Statistik des Park Rangers hat sich also ziemlich verbessert! 🌞 Wir wanderten wieder direkt beim Hotel los, unser Ziel war die Laguna Capri. Auf diesem Weg passiert man eine Eintrittskontrolle zum Nationalpark, wo man die Tickets vorweisen (oder kaufen) muss. Bei zwei Wandertagen in El Chaltén und einem Besuch des Perito Moreno Gletschers war die beste Variante, einen Flexipass für drei Tage zu kaufen (nur online verfügbar). Die Knieprobleme hätten eine Wanderung zum Lago de los Tres an diesem Tag wahrscheinlich sogar zugelassen, aber wir waren nicht wirklich darauf vorbereitet (etwas spät dran, zu wenig Wasser dabei) und entschieden uns für die gemütliche(re) Variante. Bis am Abend kamen auch so fast 20 km zusammen, denn wir hängten noch eine zweite Runde an, zum Chorillo del Salto. Beides sehr schöne Touren, der Blick von der Laguna Capri Richtung Fitzroy ist fantastisch, das Wasser des Sees glasklar und auch bei diesem Abstieg sahen wir wieder einen schönen Vogel, dieses Mal einen Magellan Specht (ja genau, der mit dem roten Kopf).
Beim Essen in Argentinien staunten wir manchmal nicht schlecht. Durch die hohe Inflation sind die Preise in den Restaurants über die letzten Monate teilweise um das Doppelte gestiegen. Als Schweizer sind wir ja einiges gewohnt, aber dass ein Teller Spaghetti so viel kostet, wie zu Hause, ist doch eher selten! In El Chaltén hat es sehr viele Lokale, wenn ihr es gerne authentisch mögt, empfehlen wir das Patagonia Gourmet. Vor allem, wenn ihr ein bisschen Spanisch könnt, aber auch mit Händen und Füssen, die Besitzer sind toll und das Essen wird frisch und mit viel Liebe zubereitet.
Tag Nummer drei war einem Ausflug zum Huemul Gletscher gewidmet. Wir fuhren etwa eine Stunde auf einer Schotterstrasse bis zum Camping am Lago del Desierto, wo wir das Auto stehenliessen. Diese Region ist nicht Teil des Nationalparks, dafür muss man beim Start des Wanderwegs einen Beitrag bezahlen (ich glaube es waren pro Person 10'000 Pesos). Es war richtig kalt, man konnte förmlich riechen und spüren, dass es bald schneien würde. Der Weg führt durch einen Wald, der mich fasziniert hat wie selten ein anderer, es kam mir vor wie ein Zauberwald und hinter dem nächsten Baum wartet eine Fee, ein Zwerg oder ... der böse Wolf. Hmmm, naja, letzteres wohl lieber nicht! Einen Huemul (Andenhirsch) haben wir leider nicht gesehen, aber als wir oben ankamen, wurde es tatsächlich märchenhaft. Es schneite leicht und die Sicht auf den Gletscher und den türkisen See war einfach phänomenal! Ich liebe Patagonien ♡
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El Calafate
Am Ortseingang von El Chaltén steht ein blauer Container, daran führt kein Weg vorbei, denn es ist die einzige Tankstelle weit und breit. Als wir dort tanken wollten, wurde unser Tag erstmal etwas ungemütlich, als uns der mässig gut gelaunte Tankwart erklärte, dass wir nur mit argentinischen Pesos bezahlen können. Mit US Dollar fährt man meistens schlechter und bei der Kreditkarte kommen Gebühren obendrauf, aber der Wechselkurs für Pesos war so miserabel, dass wir keine getauscht hatten. Das spielte auch gar keine Rolle, dachten wir. Falsch gedacht. Nach etwa vier Anlaufstellen im Dorf hatten wir endlich Pesos und fuhren zurück zum Container. Inzwischen waren da nicht zwei Autos vor uns, sondern zehn... Ein Farmer war dabei, seinen Tankanhänger zu füllen, das Ding hatte vier Tanks und es dauerte ewig. Kaum war der weg, fuhr ein Tanklastwagen hin, um sein Benzin abzuliefern. ECHT JETZT? Und wollt ihr das Beste wissen? Als wir etwa eineinhalb Stunden, nachdem wir das erste Mal dort waren, endlich tanken konnten, hätten wir mit Kreditkarte bezahlen können! Wieso in aller Welt hatte er uns gesagt, das wäre nicht möglich? Ganz einfach - am Morgen funktionierte das Internet nicht! 😂
Tatsächlich hatten wir an diesem Tag nicht sehr viel vor, so spielte die kleine Tankgeschichte keine wesentliche Rolle. Wir fuhren nach El Calafate, direkt zu unserer sehr empfehlenswerten Hostería La Soberana. Die Zimmer sind sehr gross und sauber, die Betten bequem, die Aussicht auf die Laguna ist toll und Susana ist eine äusserst herzliche Gastgeberin. Wir haben uns rundum wohl gefühlt. Am Nachmittag klapperten wir im Städtchen ein paar Souvenierläden ab und gönnten uns bei frühlingshaften Temperaturen und Sonnenschein einen Drink im Refugio Calafate. Besucht dieses Lokal unbedingt, eine Künstlerin hat sich dort mit einem Wahnsinns-Bild des Fitzroy Massivs verewigt. Ausserdem kann man beim Biertrinken sogar etwas lernen, z.B. dass "Austral" kein australisches Bier ist (eine Übersetzungsapp hat das behauptet)! 😉 Austral bedeutet südlich und boreal nördlich, so gibt es als Gegenüber der Aurora Borealis auch die Aurora Australis, eben das Südlicht. Nicht zu vergessen das Kreuz des Südens, das auch auf der Flagge der Region Magallanes zu sehen ist.
Den zweiten Tag hatten wir für den Perito Moreno Gletschter eingeplant. Für mich einer dieser Orte, den man einmal im Leben gesehen haben muss. UNFASSBAR - überwältigend. Auf der Hinfahrt am Morgen bildete sich ein Regenbogen ganz nahe am Boden, auch sowas hatten wir noch nie gesehen. Als wir beim Parkplatz ankamen, organisierten wir zuerst zwei Tickets für eine der Bootstouren. Die Boote gehen dort viel öfter als am Lago Grey und ich denke, man kann es selbst in der Hochsaison wagen, spontan zu entscheiden. Ein Netz von Holzstegen führt zu vielen Aussichtspunkten, wir sind mit dem Bus hochgefahren und über alle Farben der Stege zurück zum Parkplatz spaziert - mit unzähligen Fotostopps hat das ungefähr zwei Stunden gedauert für knapp 5 km und 100 Höhenmeter. Die Aussicht von "walkways" ist fantastisch - zuvorderst ist das Eis etwa 70 Meter hoch, damit kann man sich die Dimension ungefähr vorstellen, wenn man den Gletscher auf Bildern sieht.
An diesem Abend assen wir bei Susana in der Unterkunft (muss man vorher anmelden), eine sehr gute Entscheidung, bei einem gemütlichen Essen und einem Glas Wein einen so wundervollen Tag zu verabschieden.
Puerto Natales Vol. II
Nach einem Spaziergang in El Calafate fuhren wir zurück Richtung Chile. Es gibt zwei Grenzübergänge - da ein paar Tage vorher alles so gut geklappt hatte, entschieden wir uns wieder für Cerro Castillo (der andere wäre in Rio Turbio). Während einem Fotostopp lernte ich einen wütenden Vogel kennen, das Hihglight der Fahrt war eine Graufüchsin mit Jungen, die etwa so klein waren wie Meerschweinchen. Allerliebst ♡
Das Zollgebäude auf der argentinischen Seite ist eine Art "Scheune im Nirgendwo", auf eine Warteschlange trifft man da wohl eher selten. Nach dem Überqueren der Grenze fuhren wir auf der Route 9 weiter, ebenfalls eine sehr malerische Strecke, so konnten wir bis Puerto Natales erneut die beeindruckende Landschaft geniessen.
Nach einer Woche in Patagonien dachten wir, es wäre an der Zeit, endlich einen Mate Tee zu trinken. In einem Cafe bestellten wir also einen, dazu ein Empanada und Alfajores mit dulce de leche. Die beiden "Snacks" müsst ihr unbedingt probieren, aber was soll ich zum Tee sagen? Wenn einem davon alle Haare zu Berge stehen, ist er dann haarsträubend? Hmmm, keine Ahnung, aber wir fanden ihn schrecklich. Das war so eine Vegemite-Erfahrung (wenn ihr mal in Australien wart, wisst ihr, was ich meine) - muss man drei Mal im Leben probiert haben, das erste, das einzige und das letzte Mal! 😂
Den nächsten Tag starteten wir mit einem kleinen Abenteuer names "Cerro Dorotea". Wir lasen über die tolle Aussicht und wollten uns diese nicht entgehen lassen. Auf Google Maps ist der Start der Wanderung markiert, es kann also nicht so schwierig sein, oder etwa doch? Der angegebene Punkt liegt auf einem privaten Grundstück einer Estancia, ausserdem war da gerade eine Baustelle und wir verfehlten die Einfahrt. Beim 2. Anlauf bogen wir ab, allerdings waren wir sehr verunsichert, ob wir wirklich das Tor öffen und dort reinfahren dürfen. Wir sahen ein grosses Schild mit den Angaben zur Wanderung, wir mussten also am richtigen Ort sein. Wir liessen das Auto stehen und gingen auf das Haus zu, wo auch schon der Farmer rauskam und uns lächelnd zuwinkte. Wir bezahlten 10 US Dollar und bekamen sogar eine offizielle Quittung dafür. Der Wanderweg ging hinter der Farm über die Schafweide, zum Glück waren diese im Stall, von einem Schafbock gerammt zu werden, steht nämlich nicht auf meiner Wunschliste. Nach der Weide geht es den Hügel hoch, ähnlich wie beim Huemul Gletschter durch einen fantastischen Waldabschnitt mit sehr viel Moos und Flechten an den Bäumen. Von der Aussicht hatten wir uns nicht zu viel versprochen, das Wetter war zwar nicht perfekt, trotzdem hat sich der Aufstieg sehr gelohnt.
Punta Arenas Vol. II
Wir liessen Puerto Natales hinter uns und fuhren zurück zu unserem Ausgangspunkt, Punta Arenas. Am Nachmittag machten wir einen Spaziergang durch die Stadt und besuchten ein paar Souvenir- und Outdoorshops.
Am nächsten Morgen ging es früh los, wir hatten einen Ausflug auf die Isla Magdalena gebucht Der Anbieter war derselbe wie beim Grey Gletschter, die Bewertungen auf google sind relativ, wir können aber zu unseren beiden Touren nichts Negatives sagen. Wir stiegen auf den Katamaran und schon bald waren wir unterwegs auf der Magellanstrasse, um die gleichnamigen Pinguine zu besuchen. Unterwegs sahen wir von weit weg die Wasserfontänen eines Wals, als wir näher kamen, tauchte er leider nicht mehr auf, dafür begleiteten uns einige Delfine. Ich finde es immer wieder unglaublich, wie schnell die sind! Auf der Insel hatten wir etwa eine Stunde Zeit, auf einem Spaziergang zum Leuchtturm die vielen Magellanpinguine und unzähligen Möwen aus nächster Nähe zu beobachten.
Ein weiterer wunderbarer Tag ging vorbei und tatsächlich waren wir auch schon fast am Ende unserer Reise angelangt. Wir verbrachten einen letzten gemütilchen Nachmittag im Süden, räumten unseren Mietwagen aus und packten alles zusammen, um für den Rückflug nach Santiago bereit zu sein.
Santiago - Barrio Italia
Die Abgabe des Autos ging schnell und ohne Probleme über die Bühne. Der Flug startete rechtzeitig und wir hofften, aus der Luft einige Gletscher zu sehen, leider war es ziemlich bewölkt und die Aussicht hielt sich sehr in Grenzen.
Ich hatte von Santiago nicht viel erwartet und war lange nicht einmal sicher, ob wir überhaupt in der Stadt übernachten sollten. Die Fahrt vom Flughafen dauert nicht allzu lange und wir hatten immerhin ein paar Stunden Zeit, also wieso nicht einen Besuch "wagen"? Ich bin manchmal ein ziemlicher Angsthase und auch in Santiago hat leider die Kriminalität in den letzten Jahren zugenommen. Wir hatten ein Hotel im Barrio Italia gebucht, eine der besten Unterkünfte auf unserer Reise - das Maison Italia. Die Umgebung ist toll und wir haben uns dort sehr sicher gefühlt. Es gibt unzählige kleine Shops, Restaurants und Bars und der Tag wurde wider erwarten zu einem sehr schönen Abschluss unserer Reise.

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Si ya te vas - VUELVE PRONTO
kurz & bündig
Nützliche Infos für deine Reiseplanung
Was du über den Torres del Paine Nationalpark wissen solltest
1. Nur wenige Hotels bieten Zimmer zu erschwinglichen Preisen an - früh buchen!
2. Es gibt keine Tankstellen - in Esperanza oder Puerto Natales volltanken.
2. Da es nur wenig Verpflegungsmöglichkeiten hat, am besten eine Unterkunft mit Restaurant buchen.
Infos zur Strecke zwischen Cerro Castillo und El Chaltén / El Calafate
1. Die Tankstelle in Tapi Aike gibt es nicht mehr
2. Via Esperanza fahren - nicht die Schotterpiste nehmen!
Dies & Das
Lago Grey und Isla Magdalena > Fiordos del Sur
Tickets für Torres del Paine
Eintritt Los Glaciares > Flexipass
Permiso Argentino > am besten mit der Mietwagenfirma abklären
Unsere Wanderungen
Torres del Paine: Mirador Condór, Mirador Cuernos
El Chaltén: Mirador Cerro Torre, Laguna Capri, Chorillo del Salto, Glaciar Huemul
Puerto Natales: Cerro Dorotea