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Sechs Wandertage zwischen Graubünden und Tessin

Autorenbild: Sabine LangSabine Lang

Wenn man mit einer Freundin etwas vorhat und beide so unglaublich viele Ideen haben, wird alleine die Planung eines solchen Abenteuers zu einem kleinen Projekt. Wohlverstanden ein HERZENS-Projekt, mit stundenlanger Recherche und sehr viel Vorfreude.


Tag 1

Seit einigen Jahren hatten wir immer wieder davon gesprochen, im Sommer 2023 wollten wir sie endlich in Angriff nehmen - die Greinaebene. Wir hatten lange im Voraus die Tickets gekauft, um Anfang August ab Baden nach Puzzatsch zu reisen, wo unser erster Wandertag startete. Ab Vrin reist man mit dem Bus alpin, den man unbedingt reservieren sollte!


Puzzatsch ist am Ende des Val Lumnezia, Füchse und Hasen haben wir keine gesehen, aber sie würden sich dort bestimmt gute Nacht sagen... oder buna notg.


Als wir aus dem Alpenbus ausstiegen, wurde uns ziemlich schnell klar, dass der erste Wandertag eher ungemütlich werden könnte. Es hat geschneit. Im August. Tja, da kann man wohl nichts machen, bekanntlich gibt es kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Wir hatten zum Glück Kappen und Handschuhe dabei, sie sind allgemein gute Freunde in den Bergen, denn was einen erwartet, weiss man ja irgendwie nie. Offensichlich.


Ab Puzzatsch geht die Wanderung erstmal nur in eine Richtung... aufwärts. So war die Kälte auch ziemlich schnell vergessen und oben angekommen sowieso, denn selbst an einem eher verhangenen Tag war der Anblick der Greina sehr eindrücklich!


Vom Pass Diesrut ging es bergab, über eine Hängebrücke und schliesslich zur Terrihütte. Da das Wetter wenig einladend war, machten wir keine Pausen und erreichten unser Ziel schon früh. Die Hütte ist sehr gross, sie bietet über 100 Schlafplätze und je später der Tag wurde, desto mehr füllte sie sich. In unserem Zimmer hatte es gefühlte 5 Grad, uff, das würde ein langer Nachmittag und eine noch längere Nacht werden. So schlimm war es dann doch nicht, die Sicht aus dem Fenster auf eine Herde Steinböcke, eine Crèmeschnitte und ein (oder zwei) Apéro liessen den Rest ganz schnell in den Hintergrund rücken.



Tag 2

Es hätte mehrere Varianten gegeben, wir entschieden uns, den direkten Weg Richtung Greinapass zu nehmen. Das Wetter war schon am Morgen besser als am Vortag und die Vorhersage für den restlichen Tag war vielversprechend. Wir hatten uns nicht zu viel erhofft, die Landschaft war ein Traum, mit vielen kleinen Seen, Wasserläufen und Wollgras - vor lauter Fotomotiven vergisst man fast das Wandern!



Unser Zwischenziel war die Scalettahütte, für eine Pause und um uns zu überlegen, wie wir am besten unseren Weg nach Campo Blenio fortsetzen sollten. Während wir dort sassen und Kaffee schlürften, konnten wir eine Steingeiss mit Kitze beobachten, die auf dem Fels gegenüber spielten. Wir konnten unser Glück kaum fassen, die kleinen von so nah erleben zu dürfen, was für ein schöner Moment!



Der Bus ab Pian Geirett wäre erst viel später gefahren, deshalb gingen wir zu Fuss weiter bis nach Campo Blenio und fuhren schliesslich von dort nach Olivone. Einen Teil des Weges muss man auf einer geteerten Strasse zurücklegen, es gab zwar immer wieder schöne Abschnitte mit Wasserfällen, Blumen und Murmeltieren, aber es zog sich ziemlich in die Länge. Wir übernachteten im Cuore Alpino, was eigentlich eine gute Adresse wäre, würde der Kirchenturm nicht gefühlt mitten im Schlafzimmer stehen und sich alle fünfzen Minuten bemerkbar machen 😂



Tag 3

Die Kirchenglocke war über Nacht nicht unsere beste Freundin geworden, aber mit den vielen Eindrücken, müden Knien und einem feinen Risotto im Bauch konnte nicht mehr viel schiefgehen. Wir waren ausgeschlafen und freuten uns, das nächste Ziel in Angriff zu nehmen - die Cadlimohütte.


Die Tage 3 und 4 entsprechen (fast) der Tour 18 im Rother Wanderführer "Surselva". Wir geniessen gerne die Umgebung, staunen, fotografieren und manchmal stehen wir auch mitten auf dem Weg und diskutieren darüber, wie man am besten von Thailand nach Laos kommt und was man dort auf keinen Fall verpassen darf. Eilig hatten wir es definitiv nicht, deshalb hatten wir die Tour auf zwei Tage aufgeteilt.


Von der Lukmanierpasshöhe, die wir ab Olivone mit dem Bus erreichten, wanderten wir hinab zum Stausee Santa Maria. Weiter Richtung Val Cadlimo durften wir uns wieder über eine malerische Landschaft freuen, an der wir uns kaum sattsehen konnten. Die Hütte erreichten wir nach ungefähr 3 1/2 Sunden (reine Wanderzeit). Von meinem "Gotti" wusste ich, dass es oft Steinböcke zu sehen gibt in dieser Region. Ich erzählte meiner Freundin, ich hätte fünfzehn davon bestellt und einen schönen Sonnenuntergang. Tatsächlich waren das keine leeren Versprechungen, denn ziemlich genau DAS ist eingetroffen!


Mit einem unglaublichen Erlebnis mehr im Rucksack gingen wir schlafen. Wir hatten ein Viererzimmer, was in einer SAC ziemlicher Luxus ist, die Hütte ist allgemein sehr schön, wenn sie noch nicht auf eurer Wander "Bucketlist" steht, müsst ihr das unbedingt ändern!



Tag 4

Als erstes begegneten wir einer Herde Yaks, von denen sich einige über ein Bad im See freuten. Beim Abstieg eröffnete sich ein grandioses Panorama auf die Seenplatte unter uns und nach etwa eineinhalb Stunden erreichten wir den wunderschönen Lago Tom.


Bei der Cadagnohütte legten wir eine Pause ein und liessen uns mit Tessiner Köstlichkeiten verwöhnen, bevor wir am linken Ufer um den See weitergingen Richtung Val Piora. Im Rother Wanderführer war der Weg über den Passo dell'Uomo beschrieben - da wir gut in der Zeit lagen, entschieden wir uns für den Passo delle Columbe. Bei der Alpe Casaccia fanden wir einen kleinen Kiosk, der uns mit Kaffee und Gelato versorgte, während wir auf den Bus warteten, der uns zurück zur Lukmanier Passhöhe brachte.


Wir hatten eine Übernachtung im Hospiz Santa Maria gebucht, mangels Alternativen, und aus demselben Grund mussten wir am Abend auch dort essen. Die Lage war für unsere Pläne ideal, das Zimmer war sauber und das Bett bequem, den Rest blendet man am besten aus.



Tag 5

Ab jetzt war ich alleine unterwegs. Während meine Freundin am Morgen den Bus Richtung Disentis/Mustér nahm, ging für mich das Wanderabenteuer weiter. Die Tour 20 im Rother Wanderführer "Surselva" (wieder aufgeteilt auf zwei Tage) hatte ebenfalls meine Aufmerksamkeit erweckt und ich wollte noch nicht nach Hause. Ich hatte viel Zeit, die Wanderung zur Bovarinahütte sollte nur drei Stunden gehen und ich freute mich auf einen gemütlichen Nachmittag, um ein Buch zu lesen.


Während dem ersten Aufstieg sprach mich eine Frau an, sie redete so schnell und so viel und überhaupt, habe ich kein einziges Wort verstanden! Als wir schliesslich geklärt hatten, dass ich keinen Tessiner Dialekt spreche, erklärte sie mir auf Italienisch, dass sie ein paar Kilogramm "zucchine" hätte, die sie in die Hütte bringen möchte. Bei aller Liebe, aber mein Rucksack wog schon genug, so erklärte ich ihr, wie sie von der anderen Talseite am einfachsten dorthin kommen könnte. Leider habe ich sie nicht wieder gesehen, so landeten die "zucchine" wohl in einem anderen Kochtopf! 😉


Bei einem kleinen Tümpel unterwegs gefiel es mir so gut, dass ich mich eine Weile unter einen Baum setzte, um einfach im Moment zu sein, "hier und jetzt". Als ich in der Hütte ankam, gönnte ich mir eine Tessiner Polenta und ein Rivella und verbrachte den Rest des Tages mit Lesen und Entspannen.


Tag 6

Schon der letzte Tag? Wir sind doch erst gerade bei Schnee in Puzzatsch losgewandert! Ich war früh dran, weil wir uns am Abend mit Freunden trafen und ich mit Zug und Bus ab Disentis/Mustér fast vier Stunden unterwegs sein würde.


Es war ein fantastischer Morgen und meine Kamera hatte einen anstrengenden Start in den Tag. Über den Lago Retico wanderte ich durchs Val Cristallina nach Pardatsch. Der Bus fährt dort nicht oft vorbei, ich durfte daher nicht allzu viel Zeit verlieren. Ich wusste, dass es in der Gegend nach dem See Herdenschutzhunde haben könnte und hoffte, keine anzutreffen. Zum Glück waren keine in Sicht!


Die Wanderung zieht sich am Ende sehr in die Länge, man hat das Gefühl, nie anzukommen und ich war auch langsam etwas müde. Schliesslich musste ich bei der Bushaltestelle etwa eine halbe Stunde warten. Das wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, wenn es nicht zu regnen angefangen hätte, wie aus Kübeln. Es gab keinen Unterstand, ich hatte natürlich einen Regenschutz dabei, sah aber trotzdem aus wie ein begossener Pudel, und fühlte mich auch so. Schnee zum Anfang, Regen am Ende, zwischendrin hatten wir pures Wetterglück und auch sonst war es einfach nur SCHÖN!



Unbeschreiblich

Unvergesslich

Unfassbar

Unbezahlbar 💖



Tag 1

Ausgangspunkt

Puzzatsch

Ziel

Terrihütte SAC

Länge | Dauer

7.3 Kilometer | 3:15 h

Höhenmeter

↗ 868 m ↘ 367 m

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Tag 2

Ausgangspunkt

Terrihütte SAC

Ziel

Campo Blenio

Länge | Dauer

16.6 Kilometer | 4:50 h

Höhenmeter

↗ 426 m ↘ 1'380 m

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Tag 3

Ausgangspunkt

Lukmanierpass

Ziel

Cadlimohütte SAC

Länge | Dauer

10 Kilometer | 3:30 h

Höhenmeter

↗ 759 m ↘ 108 m

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Tag 4

Ausgangspunkt

Cadlimohütte SAC

Ziel

Lukmanierpass

Länge | Dauer

17.9 Kilometer | 5:40 h

Höhenmeter

↗ 651 m ↘ 1'398 m

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Tag 5

Ausgangspunkt

Lukmanierpass

Ziel

Bovarinahütte SAC

Länge | Dauer

8 Kilometer | 3 h

Höhenmeter

↗ 552 m ↘ 597 m

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Tag 6

Ausgangspunkt

Bovarinahütte SAC

Ziel

Pardatsch

Länge | Dauer

12 Kilometer | 4:15 h

Höhenmeter

↗ 638 m ↘ 949 m

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